Natürliche Pflanzenöle werden in der modernen Kosmetik immer häufiger als Ersatz für Mineralöle, synthetische Öle oder tierische Fette verwendet.
Um aus der Vielzahl an Ölen, die heute auf dem Markt erhältlich sind, die besten für kosmetische Zwecke auszuwählen, ist es wichtig, ihre Zusammensetzung und die chemische Struktur ihrer Inhaltsstoffe zu kennen. Ebenso entscheidend ist das Verständnis darüber, wie die Öle mit der Haut interagieren – insbesondere mit der schützenden Lipidschicht der Haut.
In den letzten Jahren gab es große Fortschritte in der Erforschung dieser Lipidbarriere. Dieses Wissen hilft dabei, Inhaltsstoffe gezielt auszuwählen, sodass sie optimal mit der natürlichen Hautbarriere harmonieren.
Trägeröle für ätherische Öle: Ziel dieses Artikels
Ziel dieses Artikels ist es, die besten Trägeröle (Basisöle) für ätherische Öle vorzustellen und eine fundierte Auswahl zu erleichtern. Dabei werden sowohl die Eigenschaften der Trägeröle als auch die Wirkung der ätherischen Öle berücksichtigt – von pflegenden und hauttypgerechten Kombinationen bis hin zu Aspekten wie kühlende oder wärmende Effekte sowie die optimale Anwendung je nach Tageszeit.
Chemische Grundlagen der Pflanzenöle
Pflanzliche Öle gehören zur Gruppe der Lipide und bestehen hauptsächlich aus sogenannten Triglyceriden – Verbindungen aus Glycerin und Fettsäuren. Jede Ölsorte enthält unterschiedliche Fettsäuren in variierender Zusammensetzung, was ihre kosmetischen Eigenschaften bestimmt.
Neben Pflanzenölen gibt es auch Wachse, die aus Fettsäuren und Fettalkoholen bestehen. Sie sind in ihrer Funktion Ölen sehr ähnlich, aber oxidationsbeständiger.
Wichtige Fettsäuren in Pflanzenölen
Die am häufigsten in Pflanzenölen vorkommenden Fettsäuren sind:
- Gesättigte Fettsäuren: Palmitinsäure (C16:0) und Stearinsäure (C18:0)
- Einfach ungesättigte Fettsäuren: Ölsäure (C18:1)
- Mehrfach ungesättigte Fettsäuren: Linolsäure (C18:2)
Besonders wertvoll für die Haut sind essentielle Fettsäuren, die der Körper nicht selbst produziert, sondern über die Nahrung oder Pflegeprodukte aufnehmen muss:
- Linolsäure (C18:2, Omega-6)
- Alpha-Linolensäure (C18:3, Omega-3)
- Gamma-Linolensäure (C18:3, Omega-6)
Die Rolle der Lipidbarriere der Haut
Die Haut ist von einer schützenden Lipidschicht umgeben – dem Hydrolipidfilm. Dieser besteht aus Hauttalg, Schweißsekreten und deren Abbauprodukten. Die Lipid-Zusammensetzung unterscheidet sich je nach Hautschicht:
- Hauttalg: Enthält ca. 45 % Triglyceride, 25 % Wachse und 10 % freie Fettsäuren.
- Hornschicht (Stratum corneum): Besteht zu etwa 18 % aus Triglyceriden, 19 % freien Fettsäuren und 18 % Ceramiden.
Da sich die Zusammensetzung der Lipidschicht von außen nach innen verändert, ist es wichtig, Kosmetikprodukte darauf abzustimmen.
Wie Pflanzenöle auf der Haut wirken
Nach dem Auftragen auf die Haut verändern Pflanzenöle ihre Wirkung je nach Einwirkzeit:
- Direkte Schutzfunktion: Die Öle bilden zunächst eine wasserabweisende Schicht auf der Haut, die den Feuchtigkeitsverlust reduziert. Sie wirken als Emollientien, die die Haut geschmeidig halten.
- Langfristige Pflege: Nach und nach ziehen die Öle tiefer in die Haut ein und verändern die Eigenschaften der Hautbarriere. Je nach Öltyp kann dies die Durchlässigkeit der Haut beeinflussen oder den Feuchtigkeitshaushalt regulieren.
Besonders okklusive Öle, die langsam einziehen und länger auf der Haut bleiben, eignen sich für trockene Haut. Beispiele:
- Süßmandelöl
- Olivenöl
- Traubenkernöl
Die Bedeutung von Wachsen in der Hautpflege
Wachse spielen eine wichtige Rolle in der Hautbarriere. In der Natur dienen sie als Schutzfilm für Pflanzen und Tiere, und auch im Hauttalg sind sie mit etwa 25 % vertreten.
Ein herausragendes Wachs für die Kosmetik ist Jojobaöl, das technisch gesehen ein flüssiges Wachs ist. Es verbindet sich gut mit anderen Ölen und eignet sich für alle Hauttypen.
Kombination verschiedener Öle für optimale Wirkung
Da jede Haut anders ist, sollte man verschiedene Öle kombinieren, um die ideale Mischung an Fettsäuren zu erhalten. Beispielsweise können stark okklusive Öle den Feuchtigkeitsverlust nicht verringern, wenn der Haut essentielle Fettsäuren fehlen. In solchen Fällen sollte man Öle mit hohem Anteil an mehrfach ungesättigten Fettsäuren ergänzen.
Allerdings muss man dabei auf das Gleichgewicht achten: Einige Fettsäuren konkurrieren miteinander im Stoffwechsel, sodass ein Überschuss einer bestimmten Fettsäure den Mangel einer anderen verstärken kann. Zum Beispiel kann ein Mangel an Linolsäure und Gamma-Linolensäure die Hautschutzbarriere schwächen und zu trockener, schuppiger Haut führen.
Auswahl eines passenden Trägeröls (Mischung) für ätherische Öle
Ätherische Öle müssen immer mit einem Trägeröl verdünnt werden, bevor sie auf die Haut aufgetragen werden. Die Wahl des richtigen Trägeröls (Ölmischung) hängt von mehreren Faktoren ab:
A) Wirkungsweise – Kühlend oder wärmend?
Pflanzenöle und ätherische Öle können wärmend oder kühlend wirken. Eine harmonische Kombination verstärkt den gewünschten Effekt.
- Wärmende Trägeröle: Sesamöl, Johanniskrautöl, Avocadoöl (gut für kalte Jahreszeiten oder Verspannungen)
- Kühlende Trägeröle: Kokosöl, Jojobaöl, Traubenkernöl (ideal für sonnige Tage oder gereizte Haut)
Beispiel einer passenden Kombination:
- Bei Muskelverspannungen: Sesamöl als Trägeröl (Basisöl) mit wärmendem ätherischen Öl wie Ingwer oder Zimt.
- Bei gereizter Haut: Jojobaöl mit kühlendem Lavendel oder Pfefferminze.
B) Tageszeit – Morgens oder abends?
Manche Pflanzenöle und ätherische Öle sind nur für die abendliche Anwendung geeignet, weil sie die Haut empfindlicher gegenüber Sonnenlicht machen oder beruhigende Eigenschaften haben.
- Morgens geeignete Öle: Leichte, schnell einziehende und stabile Öle wie Jojobaöl oder Squalan sind ideal für die Tagespflege, da sie nicht schnell oxidieren und keinen schweren Film hinterlassen. Außerdem sind sie stabil gegenüber Sonnenlicht und eignen sich gut als Grundlage unter Make-up.
- Abends geeignete Öle: Reichhaltige, regenerierende Öle wie Nachtkerzenöl enthalten viele mehrfach ungesättigte Fettsäuren, die empfindlich auf Oxidation reagieren. Diese Öle sind ideal für die Nacht, da sie intensive Pflege bieten und die Hautregeneration unterstützen. Einige von ihnen können lichtempfindlich machen und sollten daher nicht direkt vor Sonneneinstrahlung aufgetragen werden.
Einige ätherische Öle wie Zitrusöle (z. B. Bergamotte, Zitrone, Grapefruit) machen die Haut lichtempfindlich und sollten nur abends verwendet werden.
C) Hauttyp & Pflegewirkung der Öle
Nicht jedes Trägeröl passt zu jedem Hauttyp. Eine gute Kombination verstärkt die Wirkung ätherischer Öle.
- Trockene Haut: Avocadoöl, Arganöl, Macadamianussöl (nährend, regenerierend)
- Fettige & unreine Haut: Jojobaöl, Traubenkernöl, Hanföl (leicht, ausgleichend)
- Empfindliche Haut: Mandelöl, Aprikosenkernöl, Nachtkerzenöl (sanft, beruhigend)
Beispiel:
- Bei unreiner Haut: Jojobaöl mit Teebaumöl oder Lavendel.
- Bei reifer Haut: Arganöl mit Weihrauch oder Rose.
D) Weitere Kriterien bei der Auswahl eines Trägeröls
- Haltbarkeit: Öle mit vielen ungesättigten Fettsäuren (z. B. Leinöl, Hanföl) oxidieren schneller als gesättigte Öle (z. B. Kokosöl, Jojobaöl).
- Duft: Manche Trägeröle haben einen starken Eigengeruch (z. B. Schwarzkümmelöl), der den Duft ätherischer Öle beeinflussen kann.
- Absorptionsrate: Leichte Öle (z. B. Jojobaöl) ziehen schnell ein, während reichhaltige Öle (z. B. Avocadoöl) länger auf der Haut bleiben.
Fazit
- Pflanzenöle beeinflussen die Haut je nach Fettsäurezusammensetzung unterschiedlich.
- Die Kombination mehrerer Öle optimiert die Pflegewirkung.
- Trägeröle für ätherische Öle sollten passend zur Haut, Wirkungsweise und Tageszeit gewählt werden.
- Jojobaöl ist ein universelles Trägeröl für alle Hauttypen und lässt sich mit vielen ätherischen Ölen kombinieren.
Mit diesen Kriterien kannst du das perfekte Trägeröl für ätherische Öle auswählen und gezielt für unterschiedliche Hautbedürfnisse einsetzen.
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